Markenführung?
Fünf Markenfragen an CEOs

Welchen Stellenwert hat Markenführung?

Marcus Lingel
Vorsitzender der Geschäftsleitung Merkur Privatbank
Nina Hugendubel
Geschäftsführende Gesellschafterin H. Hugendubel GmbH & Co. KG
Heimo Scheuch
Vorstandsvorsitzender Wienerberger AG
Rüdiger Kasch
Geschäftsführer Alnatura Produktions- und Handels GmbH
Hannes Berger
Vorstandsvorsitzender Dr. Schär
Michael Durach
Geschäftsführer Develey

 

Vorsitzender der Geschäftsleitung Merkur Privatbank

Marcus Lingel

“Es wäre ein Fehler, irgendwann einmal die Marke festzulegen und diese dann, komme was wolle, so festgezurrt zu belassen. Eine Marke muss lebendig sein. Eine Marke ist kein Hard Fact.”

Marcus Lingel, VVorsitzender der Geschäftsleitung Merkur Privatbank, Deutschland

Welchen Stellenwert hat Marke zur Führung Ihres Unternehmens?
Die Marke hat für die Führung der MERKUR PRIVATBANK eine große Bedeutung. Wobei bei uns die Marke mit der Vision verbunden wird. Konkret trägt unsere Marke dazu bei, unsere Vision zu erreichen. Unsere Vision lautet: Wir möchten bis 2030 die größte und ertragreichste eigentümergeführte Bank in Deutschland werden. Im Prinzip haben wir selbst uns damit einen Wachstumsauftrag gegeben. Es handelt sich hierbei um eine interne Vision. Jeder unserer Mitarbeiter*innen kennt dieses Ziel und wir penetrieren diese Botschaft auch regelmäßig.

 

Wie hilft Ihnen die Marke konkret, Ihr Unternehmen zu führen und Entscheidungen zu treffen?
Bei uns steht die Marke über unserer Vision. Wobei uns der oben erwähnte Wachstumsauftrag aus der Vision hilft, unsere Marke zu realisieren. Der Claim und Markenkern, den wir gegenüber unseren Kunden der MERKUR PRIVATBANK kommunizieren, lautet: Einzigartiges unternehmerisches Banking. Der Markenkern bildet dabei den Rahmen, an dem wir uns und jeder Mitarbeiter, orientieren können. Damit verknüpft ist auch die Schaffung einer Geisteshaltung, die für Entscheidungen herangezogen wird. Ich kann das an einem Beispiel konkretisieren. Wir haben uns den Wachstumsauftrag auch in der Vermögensanlage gegeben. Die Marke dient dabei zur Abgrenzung unserer Produkte. So haben wir Angebote, die an der Spitze der Servicepyramide angesiedelt sind und Produkte, die eine exzellente Standardleistung bieten. Quasi eine „Vollversion“ und eine „abgespeckte Version“. Im Idealfall spüren unsere Kunden aber, dass sie in jedem Fall Spitzenleistung erhalten. Gemäß meiner Geisteshaltung ist Spitzenleistung bei uns ein selbstverständliches Add-on.

 

Was sind aus Ihrer Sicht Irrtümer der Markenführung, die es zu vermeiden gilt?
Es wäre ein Fehler, irgendwann einmal die Marke festzulegen und diese dann, komme was wolle, so festgezurrt zu belassen. Eine Marke muss lebendig sein. Eine Marke ist kein Hard Fact. Eine lebendige Marke entwickelt sich weiter, wird immer spitzer und damit immer besser. Das haben wir bei der MERKUR PRIVATBANK auch selbst bemerkt: Der Markenentwicklungsprozess hat uns bei unseren Entscheidungen verpflichtet. Das hat uns geholfen, uns auf bestimmte Bereiche zu fokussieren. Diese Fokussierung auf den Markenkern hat uns eine Wachstumsdynamik beschert: Trotz des derzeit für viele andere Banken schwierigen wirtschaftlichen Umfelds haben wir in 2021 das beste Ergebnis aller Zeiten erwirtschaftet und 80 neue Mitarbeiter*innen eingestellt. Ich bin mir sicher, die Marke spielt eine Rolle für diese positive Entwicklung.

 

Welchen Ratschlag würden Sie anderen Unternehmen für die Markenführung geben?
Meine klare Empfehlung: eine Marke aufzubauen. Mir scheint, viele andere Unternehmen machen das gar nicht. Auch empfehle ich, die Markenwerte nach innen deutlich zu kommunizieren. Werte müssen erst innen von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wie natürlich auch dem Führungskreis, gelebt werden. Der Mythos muss innen entstehen und dann nach außen kommuniziert werden.

 

Welches Unternehmen bewundern Sie für seine Markenführung?
Da gibt es einige. Spontan denke ich an BMW, Porsche oder Adidas. Bei BMW lautet die Markenbotschaft ja „Freude am Fahren“. Das ist der große innerbetriebliche Mythos. Da ist Begeisterung für das Produkt. Wenn ich mit BMW-Mitarbeitern spreche, ist die Begeisterung und die Loyalität zur Marke auffällig. Ein anderes tolles Beispiel ist die Firma HIPP. Als eigentümergeführtes Unternehmen ist HIPP mit uns, der MERKUR PRIVATBANK, vergleichbar. Bei HIPP stehen auch die Eigentürmer für die unternehmerischen Werte, für den Markenkern, ein. Das mache ich nicht anders. Wenn es solche Wächter und glaubhafte Vertreter der Werte gibt, erhöht das die Glaubwürdigkeit der Marke.


 

Vorstandsvorsitzender Wienerberger AG

Heimo Scheuch

“Unsere Marke spiegelt die Marktstellung wider. Sie ist Ausdruck unserer Produkt-, Unternehmens- und Managementqualität.”

Welchen Stellenwert hat Marke zur Führung Ihres Unternehmens?
Sehr hoch! Als 100 % free float Unternehmen hat die Marke den höchsten Wert auf den Finanzmärkten. Die Marke ist Ausdruck unserer Produkt-, Unternehmens- und Managementqualität und spiegelt die Marktstellung wider. Für die starke Marke Wienerberger sind Kunden bereit, Premiumpreise zu bezahlen.

 

Wie hilft Ihnen die Marke konkret Ihr Unternehmen zu führen und Entscheidungen zu treffen?
Unsere Marke wirkt nach außen und nach innen, sie ist Ausdruck unserer starken Unternehmenskultur. Wichtige Entscheidungen treffen wir stets mit Rücksicht auf die Positionierung unserer Marke Wienerberger. Die Inhalte unserer Marke fließen in alle Bereiche und Funktionen ein, in zunehmenden Maße ist sie auch im Employer Branding von hoher Relevanz.

 

Was sind aus Ihrer Sicht Irrtümer der Markenführung, die es zu vermeiden gilt?
Markenführung und -pflege müssen zentral passieren, sodass keine Kompromisse möglich sind. So sind wir in der Lage, klare Botschaften zu senden.

 

Welchen Ratschlag würden Sie anderen Unternehmen für die Markenführung geben?
Zuerst intensiv nachdenken! Und erst dann Unternehmensstrategie und Markeninhalte ausarbeiten und konsequent aufeinander abstimmen.

 

Welches Unternehmen bewundern Sie für seine Markenführung?
In unserer Industrie:

  • Geberit für den Bereich Rohre und Sanitär-Applications,
  • Sika für technische Lösungen und Innovationen
  • Knauf für Verarbeitungskompetenz und Kundennutzen
  • Hilti für die hohe Vertriebskompetenz
  • Und Wienerberger, weil‘s die coolste Company ist.

 

Geschäftsführende Gesellschafterin H. Hugendubel GmbH & Co. KG

Nina Hugendubel

“Markenführung ist bei uns Gemeinschaftsarbeit, von der Unternehmensführung bis zu den Buchhändlern, die den Kontakt zu den Kunden pflegen.”

Welchen Stellenwert hat Marke zur Führung Ihres Unternehmens?
Marke hat einen sehr großen Stellenwert bei uns. Sie dient als Vertrauensgeber für Mitarbeiter und Kunden. Sie dient als Orientierungsgeber für viele unserer strategischen Entscheidungen. Da insbesondere auch unsere Führungskräfte und Buchhändler wissen, wofür das Unternehmen steht, können sie auch viel leichter, klarer und besser Entscheidungen treffen.

 

Wie hilft Ihnen die Marke konkret ihr Unternehmen zu führen und Entscheidungen zu treffen?
Wir haben bei Hugendubel klar definierte Werte, nach denen wir uns richten. Das betrifft nicht nur den Umgang mit den Kunden am POS, sondern wir leben auch nach diesen Werten im Umgang mit Lieferanten, Dienstleistern und sonstigen Stakeholdern. Ich bin überzeugt, dass wir aus genau diesem Grund sehr gute und lange Lieferantenbeziehungen pflegen sowie eine hohe Mitarbeiterloyalität haben.

 

Was sind aus Ihrer Sicht Irrtümer der Markenführung, die es zu vermeiden gilt?
Eine Marke ist nicht nur ein Logo. Markenführung ist Gemeinschaftsarbeit: Von der Unternehmensführung bis hin zu den Buchhändlern, die den Kontakt zum Kunden haben. Alle im Unternehmen sollten nach den Markenwerten leben.

 

Welchen Ratschlag würden Sie anderen Unternehmen für die Markenführung geben?
Eine gute Markenführung nimmt die gesamte Organisation also auch die Mitarbeiter mit. Eine gute Markenführung benennt klar seine Markenwerte und orientiert sich authentisch und selbstbewusst daran.

 

Welches Unternehmen bewundern Sie für seine Markenführung?
Natürlich fallen einem da sofort internationale Marken wie Apple oder Nike ein. Diese Marken sind so stringent geführt, dass man sie auf der ganzen Welt sofort wiedererkennt. Aber wenn man regional schaut, fallen mir auch Beispiele wie Dallmayr ein: Eine ganz konsequent geführte Marke, die seit Beginn für Tradition steht, bei der man sofort ein klares Markenbild und sogar einen Geruch im Kopf hat. Das finde ich toll.


 

Geschäftsführer Alnatura Produktions- und Handels GmbH

Rüdiger Kasch

“Stringenz in der Markenführung einzuhalten ist eine wichtige Empfehlung. Diese Stringenz gibt auch Mitarbeitern Orientierung.”

Portraitfoto von Rüdiger Kasch, Geschäftsführer von Alnatura; Mann gekleidet in weißem Hemd und blauem Sakko, im Hintergrund ist ein Firmengelände leicht verschwommeb erkennbar

Welchen Stellenwert hat Marke zur Führung Ihres Unternehmens?
Wir bei Alnatura führen das Unternehmen über die Marke. Unsere Markenseele betrachten wir als lebendigen Organismus, der unser ganzes Unternehmen durchdringt. Die Marke Alnatura trägt die Vision „Sinnvoll für Mensch und Erde“ in ihrer Seele. An dieser Vision richten wir unser gesamtes Handeln aus, egal ob wir mit neuen Handelspartnern kooperieren oder ob wir ein neues Lager bauen. Zum Beispiel unser Lager: Wir haben es mit Bäumen aus der Region, dem Odenwald, erbaut. Jeden verwendeten Baum haben wir nachgepflanzt. Auch beim Bau des Alnatura- Bürogebäudes vor einigen Jahren haben wir nachhaltiges Bauen in den Vordergrund gestellt: Das Gebäude ist praktisch wie ein Passivhaus, es wurden zum Teil recycelte Baumaterialien verwendet und es hat Lehmwände. Der Alnatura Campus wurde errichtet auf einem ehemaligen betonversiegelten Militärgelände der Amerikaner, das durch Alnatura der Natur zurückgegeben wurde. Wir haben hier Pachtflächen für Biogärten geschaffen und einen Waldorf-Kindergarten gebaut. So zieht sich unsere Vision „Sinnvoll für Mensch und Erde“ durch unser gesamtes Handeln.

 

Wie hilft Ihnen die Marke konkret Ihr Unternehmen zu führen und Entscheidungen zu treffen?
Die Marke, genauer, die Markenseele zieht sich wie ein roter Faden durch unser Unternehmen. Wir stellen uns bei jeder Entscheidung die Frage: Werden wir damit bestmöglich unserer Marke gerecht?
Um Alnatura-gerechte Entscheidungen treffen zu können, wird übrigens auch jede neue Mitarbeiterin und jeder neue Mitarbeiter zu unserer Markenseele geschult. Momentan steht bei uns eine Logistikerweiterung an. Wir überlegen, wie wir eine nachhaltige Lösung realisieren können. Eine gute Lösung zu finden, ist auch für uns eine große Herausforderung. Alnatura entscheidet sich häufig auch gegen Dinge, die wohl ökonomisch vorteilhaft wären, dafür aber ökologisch bzw. aus Nachhaltigkeitsgründen nicht für uns vertretbar.

 

Was sind aus Ihrer Sicht Irrtümer der Markenführung, die es zu vermeiden gilt?
Der erste Irrtum ist für mich: Ein Markenartikel, das Produkt, ist noch nicht die Marke. Ich glaube, das wird häufig verwechselt. Ein Irrtum ist auch zu glauben, Markenführung sei die Aufgabe der Marketingabteilung oder einer externen Werbeagentur. Das kann nicht funktionieren. Marke wird nicht durch Werbung besser, sondern durch Glaubwürdigkeit und Konsistenz. Markenführung muss meines Erachtens von innen heraus betrieben werden. Es ist Aufgabe der Unternehmensführung, die Markenseele im Unternehmen klar zu leben.

 

Welchen Ratschlag würden Sie anderen Unternehmen für die Markenführung geben?
Eine interessante Frage. Ich empfehle anderen Unternehmen bei der Markenführung, nicht das eigene Spielfeld zu verlassen, sondern dort zu bleiben, wo man die Marke positioniert hat. Man erlebt solche Manöver häufig, wenn eine Marke in Schwierigkeiten gerät. Dann versuchen Unternehmen, aus dem Markenkern auszubrechen. Auf Alnatura bezogen wäre es zum Beispiel ein Fehler, mit billig Bio-Anbietern wettzueifern. Wir könnten so weder unsere eigenen Qualitätsansprüche noch unsere sozialen Standards erfüllen. Stringenz in der Markenführung einzuhalten ist eine wichtige Empfehlung. Diese Stringenz gibt auch Mitarbeitern Orientierung.

 

Welches Unternehmen bewundern Sie für seine Markenführung?
Auch wenn ich kein Uhrenfan bin, ist die Marke Rolex für mich ein bewundernswertes Beispiel. Rolex hat ein klares Produkt mit einer klaren Positionierung, Kommunikation und Zielgruppe. Zur Marke passen auch die Sponsoringengagements wie z.B. beim Segeln, Pferdesport, Tennis, Golf oder Kulturveranstaltungen, bei denen die Marke auftritt. Auch haben sich die Uhren seit Jahrzehnten optisch kaum verändert. Die Wiedererkennbarkeit wurde beibehalten. Das ist eine spannende Markenführung. Übrigens ist auch Alnatura seit 30 Jahren stringent: Wir möchte beste Bio-Qualität zu günstigen Preisen ermöglichen.


 

Vorstandsvorsitzender Dr. Schär

Hannes Berger

“Übertriebene Sortimentserweiterungen verwässern jede Marke.”

Welchen Stellenwert hat Marke zur Führung Ihres Unternehmens?
Die Marke ist unmittelbar mit der  strategischen Ausrichtung unseres Unternehmens verbunden: Dr. Schär ist DER führende Markenartikelhersteller für glutenfreie Ernährungsbedürfnisse und schafft es, durch eine klare Fokussierung, die Position als Innovations- und Qualitätsführer in den Heimmärkten zu verteidigen bzw. in neuen Märkten aufzubauen.

 

Wie hilft Ihnen, die Marke, konkret ihr Unternehmen, zu führen und Entscheidungen zu treffen?
Die Marke gibt dem Unternehmen und unseren Produkten einen spezifischen Charakter, versinnbildlicht die Verpflichtung für unsere Konsumenten zu Qualität und Innovation

 

Was sind aus Ihrer Sicht Irrtümer der Markenführung, die es zu vermeiden gilt?
Ein erfolgreiches Markenartikel-Unternehmen kann auch führender Hersteller von Discount- oder Handelsmarkenprodukten sein.

 

Welchen Ratschlag würden Sie anderen Unternehmen für die Markenführung geben?
Die Markenführung muss langfristig angelegt sein. Vermeide häufige Änderungen im Markenauftritt und übertriebene Sortimentserweiterungen. Sie verwässern die Marke und desorientieren die Konsumenten.

 

Welches Unternehmen bewundern Sie für seine Markenführung?
Illy – die Marke besticht durch eine kompromisslosen Qualitätspolitik, ein straffes Sortiment, einen stimmigen Markenauftritt und eine mutige Preispositionierung


 

Geschäftsführer Develey

Michael Durach

“Neben unseren Mitarbeitern ist die Marke das wichtigste Asset in unserem Unternehmen.”

Welchen Stellenwert hat Marke zur Führung Ihres Unternehmens?
Die Marke ist unmittelbar mit der  strategischen Ausrichtung unseres Unternehmens verbunden: Dr. Schär ist DER führende Markenartikelhersteller für glutenfreie Ernährungsbedürfnisse und schafft es, durch eine klare Fokussierung, die Position als Innovations- und Qualitätsführer in den Heimmärkten zu verteidigen bzw. in neuen Märkten aufzubauen.

 

Wie hilft Ihnen, die Marke, konkret ihr Unternehmen, zu führen und Entscheidungen zu treffen?
Die Marke gibt dem Unternehmen und unseren Produkten einen spezifischen Charakter, versinnbildlicht die Verpflichtung für unsere Konsumenten zu Qualität und Innovation

 

Was sind aus Ihrer Sicht Irrtümer der Markenführung, die es zu vermeiden gilt?
Ein erfolgreiches Markenartikel-Unternehmen kann auch führender Hersteller von Discount- oder Handelsmarkenprodukten sein.

 

Welchen Ratschlag würden Sie anderen Unternehmen für die Markenführung geben?
Die Markenführung muss langfristig angelegt sein. Vermeide häufige Änderungen im Markenauftritt und übertriebene Sortimentserweiterungen. Sie verwässern die Marke und desorientieren die Konsumenten.

 

Welches Unternehmen bewundern Sie für seine Markenführung?
Illy – die Marke besticht durch eine kompromisslosen Qualitätspolitik, ein straffes Sortiment, einen stimmigen Markenauftritt und eine mutige Preispositionierung